Wie wieder beginnen mit Victoza / Ozempic / Saxenda / Wegovy? - Zuckertante.at
Titelbild Podcast Wie weider anfangen

Wie fange ich wieder an?

Diabetes-Medikamente waren  monatelang kaum in Apotheken zu bekommen. Vor allem betrifft es die "GLP1-Analoga" Victoza, Ozempic, Saxenda, Wegovy.
Wenn Sie nach einer Pause wieder anfangen: Worauf müssen Sie achten?

„Frau Doktor, endlich bekomm ich mein Medikament wieder, das Ozempic (oder das Wegovy , Victoza oder Saxenda)! Aber wie fange ich denn jetzt wieder an? Monatelang habe ich es nicht gespritzt und soll ich jetzt wieder mit der vollen Dosis anfangen? Mit der ich vor Monaten aufgehört habe? Oder soll ich wieder mit weniger anfangen, so wie ich, wie ich es ganz am Anfang gemacht habe?“

Diese Fragen bekomm ich jetzt immer mehr und es zeigt, dass die Medikamente in Österreich wieder etwas besser erhältlich sind.

Trulicity, Victoza, Ozempic, Saxenda, Wegovy – das sind Medikamente zum Spritzen, die nun längere Zeit nur sehr schwer in Apotheken erhältlich waren. (Stand März 2024).
Sie beruhen auf der Funktion von „Darm-Hormonen“. Sie sind also KEIN Insulin!  Die ganze Gruppe wird „GLP-1- Analoga genannt.

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Wie nach einer Pause wieder anfangen?

Hier meine Gedanken – wie Sie es bei der Zuckertante gewohnt sind: Immer meine Erfahrungen widerspiegelnd, völlig unbeeinflußt und ohne dass hier in der Homepage oder überhaupt im Projekt der Zuckertante Geld von einer Pharmafirma, einer öffentlichen Förderung oder dergleichen steckt, sondern das ist mein Projekt, wo ich versuche Ihnen die Informationen zu bringen, die Ihnen guttun.

Warum machen Menschen Pause mit diesen Diabetes-Medikamenten?

Nun, das eine ist offensichtlich: Was soll man denn anderes tun, wenn es in der Apotheke nicht erhältlich ist?

Kein persönliches Versagen

Es gibt auch andere Situationen - gerade bei Typ 2 Diabetes empfinden viele Menschen es für sich selbst fast als Versagen, wenn sie ein Medikament brauchen gegen erhöhte Zuckerwerte.

Und ja, einerseits kann man mit Gewichtsabnahme, gesunden Essen, Stressreduktion, Bewegung Zuckerwerte sehr schön senken, aber Typ 2 Diabetes ist nun einmal eine Krankheit, eine chronisch progrediente (= „fortschreitende“)Krankheit, die nicht bei jedem Menschen gleich verläuft.
Das bedeutet auch, dass nicht jeder Mensch mit denselben Maßnahmen dieselben Erfolge haben wird.

Ganz verschiedene Krankheits-Verläufe

Wenn jemand einen Typ 2 Diabetes hat, der die Eigenschaft hat, dass die Bauchspeicheldrüse sehr schnell schwächer wird, immer weniger Insulin produzieren kann: dann wird dieser Mensch eher früher Hilfe von Medikamenten, Insulin oder auch diesen Hormonspritzen brauchen als jemand, der eine sanfte Form von Typ 2 Diabetes erwischt hat, wo lange, lange Zeit mit Lebensstilmaßnahmen ein Auslangen gefunden werden kann.
Diese Unterschiede gehen mir heute in der Diskussion oft ab.

Zu strenge Erwartungen an sich selbst

Wegen dieser Hoffnungen, teilweise wegen wirklich falscher Erwartungen, auch an sich selbst, dass man immer und auf Dauer ganz ohne Medikament auskommen kann: deshalb setzen Menschen diese Spritzen immer wieder ab, zum Beispiel wenn ein HbA1c Ziel erreicht ist, wenn die Zuckereinstellung besser geworden ist und oder wenn eine Gewichtsabnahme geglückt ist.

Leider wissen wir aus Studien, dass ungefähr 3/4 der Menschen, die das Medikament abgesetzt haben, in den nächsten Monaten wieder schlechtere Zuckerwerte haben, wieder zunehmen. Und das ist eigentlich auch gar nicht verwunderlich, das ist auch nicht die Schuld von irgend jemandem.

Ich verstehe auch, dass man es versuchen will. Wenn man dann aber sieht, dass die Werte wieder ansteigen, dann will man wieder beginnen und dann ist man in einer ähnlichen Situation wie die, die es in der Apotheke nicht bekommen haben, nämlich: wie fange ich wieder an?

Andere Medikamente in der Zwischenzeit?

Nach Absetzen der Spritzen sind die Zuckerwerte wieder gestiegen.
Die Patientin ist zu ihrer Ärztin gegangen und hat gesagt: „Können wir nicht irgend etwas anderes machen – als Überbrückung?“

DPP4-Hemmer

Eine sehr gute Möglichkeit ist eine Gruppe von Tabletten, die DPP4-Hemmer. Man erkennt sie daran, dass die chemische Substanz einen Namen hat, der auf die 2 Silben „Gliptin“ endet. Sitagliptin, Saxaglintin usw.

Wenn Sie ein Medikamentenschachterl in der Hand haben, finden Sie darauf auch den chemischen Namen, meistens klein gedruckt auf einer der Seitenflächen.

Diese Medikamente, die Gliptine,  bewirken, dass die Darm-Hormone, die der Körper selber erzeugt, etwas langsamer abgebaut werden.

So können sie eine kleine Hilfe sein zur Überbrückung, wenn die Spritzen Victoza, Ozempic, Trulicity nicht erhältlich sind.

Wenn Sie sich dann wieder mit einer dieser Spritzen anfangen, müssen Sie diese Tabletten, die DPPIV-Hemmer,  absetzen! Sie würden sonst denselben Mechanismus sozusagen von 2 Seiten behandeln und das ist nicht gut.

Diese Medikamente sind in der Spritzenpause eine kleine Hilfe. Sie sind natürlich bei weitem nicht so stark, wie wenn Sie sich das Hormon spritzen, aber sie können ein klein wenig mithelfen beim Überbrücken und sie werden abgesetzt, wenn Sie wieder mit der Spritze beginnen.

Andere Medikamente – „Sulfonylharnstoffe“

Es kam aber auch sein, dass Ihnen Ihr Arzt andere Medikamente gegeben hat.

Sind das Medikamente, die die Bauchspeicheldrüse antreiben, mehr Insulin ins Blut abzugeben?
Diese Gruppe heißt „Sulfonylharnstoffe“. Die bekanntesten Vertreter sind das Diamicron oder das Amaryl, chemische Namen: Glimepirid, Gliclazid, Gliquidon.

Wenn Sie eins dieser Medikamente nehmen, müssen Sie mit Ihrem Arzt darüber reden, ob Sie diese Tabletten weiter nehmen sollen, wenn Sie jetzt die Spritzen wieder haben. Oder ob Sie die Tabletten vielleicht langsam reduzieren oder absetzen sollen.

Das muss man individuell entscheiden und natürlich gibt es von mir hier keine Handlungsanweisung. Ich kann Ihnen nicht irgendwelche Dosierungen empfehlen, aber wenn Sie ein Medikament aus dieser Gruppe bekommen haben, die die Bauchspeicheldrüse anregen, mehr Insulin zu produzieren: dann funktionieren diese Tabletten ja jeden Tag gleich stark. Wenn ein zusätzliches Medikament wie eine Ozempic, Trulicity- oder Victoza Spritze ins Spiel kommt, die mithilft, dass mehr Insulin freigesetzt wird, dann kann das in Kombination zu stark wirken und dann können wirklich unangenehme Unterzuckerungen entstehen. Diese Medikamente wird man zurücknehmen, ausschleichen, absetzen, je nach Einzelfall, wenn die Spritzen wieder da sind und wieder verwendet werden. Achtung, da können Hypos auftreten.

Andere Medikamente – Metformin, SGLT2-Blocker, Actos (Pioglitazon),…

Tabletten, die NICHT die Bauchspeicheldrüse antreiben, mehr Insulin zu produzieren, lösen kaum Hypos aus und können deshalb meist auch zusätzlich zu den GLP1-Hormon-Spritzen genommen werden.
Auch hier gilt natürlich: mit Arzt oder Ärztin besprechen!

Zwischenzeitlich Insulin

Dasselbe gilt natürlich, wenn Sie in der Zwischenzeit Insulin gespritzt haben. Wenn Sie vielleicht neu mit Insulin begonnen haben, weil die Darmhormon-Spritzen gerade nicht erhältlich waren. Dann haben Sie ja von außen Insulin zugeführt. Insulin, das Hormon das der Körper braucht, eigentlich die natürlichste Behandlung eines Insulin-Mangels. Oder wenn Sie schon davor Insulin gespritzt haben, dann werden Sie in, in der Zwangspause wahrscheinlich bemerkt haben, dass Sie mehr Insulin brachen. Sie werden Insulin-Dosierungen selbst gesteigert haben. Oder Sie haben das in Zusammenarbeit mit Ihrer Ärztin oder mit Ihrem Arzt gemacht.

In jedem Fall, wenn Sie in der Zeit ohne die Darmhormone neu oder mehr Insulin gespritzt haben, gilt genau dasselbe wie bei den Sulfonylharnstoffen:

 Achtung, Wenn die Darmhormone dann wieder wirken, gibt die Bauchspeicheldrüse mehr Insulin ab und dann kann das zusätzliche Insulin zu viel werden.

Deshalb werden Sie wahrscheinlich Ihre Insulin-Mengen reduzeieren können.

Wie macht man es jetzt konkret?

Victoza

ein Darmhormon, das man jeden Tag spritzt. Und das unter dem Namen Saxenda auch zugelassen ist für Menschen ohne Diabetes, aber mit Übergewicht.

Wenn Sie Victoza oder im Saxenda verwendet haben und damit gute Erfolge hatten, dann erinnern Sie sich wahrscheinlich, dass Sie am Anfang der Therapie mit einer sehr geringen Dosis begonnen haben. Üblicherweise mit 0,6.

Sie haben sich also an dem Pen, mit dem Sie jeden Tag spritzen 0,6, eingestellt. Das gilt für Saxenda genauso wie für Victoza . Und wenn Sie es gut vertragen haben, wurde dann gesteigert auf 1,2, weiter auf 1,8, was die Standard Dosis für Menschen mit Diabetes ist. Menschen, die das Saxenda verwendet haben, das ja auch zugelassen ist für Menschen ohne Diabetes, haben teilweise auch höhere Dosierungen verwendet. 2,4 oder 3,0.

Mit der vollen Dosis wieder beginnen?

Wie sollen Sie jetzt wieder anfangen? Es gibt dazu keine offiziellen Empfehlungen.
Egal ob Sie jetzt wieder beginnen, weil Sie Pause gemacht haben aus irgendwelchen Gründen oder ob Sie wieder beginnen, weil Sie es nun wieder bekommen aus der Apotheke, ist jetzt die Frage, sollen Sie wirklich mit der vollen Dosis beginnen?

Manche Leute machen das, und das funktioniert.

Wieder beginnen mit Victoza / Saxenda
Gerade beim Victoza- oder Saxenda-Pen haben Sie ja die schöne Möglichkeit, selbst zu bestimmen, wie viel Sie spritzen, weil Sie ja verschiedene Dosierungen einstellen können, 0,6  -  1,2 -  1,8

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Da würde es also durchaus Sinn machen, ein paar Tage lang wieder einzuschleichen.

Es kommt noch ein bisschen drauf an: Wie ist es Ihnen mit dem Medikament ganz am Anfang gegangen? Wenn Sie sich erinnern: hatten Sie viele Nebenwirkungen, haben Sie die Wirkung sehr stark gespürt, das Völlegefühl im Magen, vielleicht auch etwas Übelkeit und dergleichen?
Dann würde es sich natürlich anbieten, auch jetzt eher vorsichtig anzufangen und vielleicht wieder mit der Start-Dosis 0,6mg ein paar Tage lang, bis Sie sich damit sicher fühlen und keine Nebenwirkungen mehr spüren, dann weiter steigern und schrittweise auf Ihre Ziel Dosis, wenn das mit Ihrer Ärztin so besprochen ist und wenn die das auch gut findet. Das ist oft auch eine ganz gute Möglichkeit, zusätzliche Medikamente, die man in der Zwischenzeit genommen hat, wieder langsam abzubauen.

Wieder beginnen mit Ozempic / Wegovy

Ozempic wird von Menschen mit Typ 2 Diabetes meistens in der Dosierung 1 mg verwendet und da ist es ein bisschen schwieriger: wenn Sie den 1 mg-Pen bekommen, haben Sei nur bei der Dosis 1 mg die Markierung hinten am Rädchen.
So kennen Sei das sicher von früher: Sie drehen das Rädchen hinten am Pen so lange, bis Sie im Sichtfenster „1 mg“ sehen.
Wenn Sie langsam das Rädchen drehen hören Sie viele „Klicks“ und Sie sehen in diesem Fenster kleine Striche wandern bis Sei bei 1 mg ankommen.
1 mg erreichen Sie nach 72 Klicks = nach 72 Stricherln. Wenn Sie genau schauen bei Ihrem Pen nach der Hälfte - nach 36 Klicks - ist genau da eines der Stricherl ein klein wenig kürzer.
Das zeigt an, dass Sie jetzt den Pen zur Hälfte aufgedreht haben, dass hier also die Markierung ist für 0,5 mgbei 36 Klicks.
Wenn man bis 18 Klicks zählt, dann ist man nach 18 Stricherln bei der Einstellung wo der Pen 0,25  mg abgeben würde.

Diese Information ist keine Empfehlung von mir, etwasanderes zu spritzen als die Menge, die auf der Schachtel vorgegeben ist.
Wie Sie damit beim Wieder-Anfang umgehen sollen, besprechen Sie mit Ihrer Ärztin, mit Ihrem Arzt. Vieelicht sollen Sie sich vorab einen Pen holen mit einer kleineren Menge.

Auch hier gilt, gerade wenn Sie Schwierigkeiten hatten am Anfang mit dem Medikament, wenn Sie unter der Wirkung des Hormons am Anfang unangenehme Begleiterscheinungen hatten, ist es vielleicht wirklich auch schlau, 2 oder 3 Wochen lang mit einer niedrigeren Dosis anzufangen.
Man würde also „einschleichen“, aber zügiger als man es beim allerersten Mal gemacht hat, weil der Körper ja das Medikament schon kennt.
Wie immer gilt auch hier, es kommt auf Sie als einzelnes Individuum an, was Ihnen gut tut, was Sie gut vertragen.

Wenn Sie das Wegovy verwendet haben, was ja dasselbe wie Ozempic ist, dann gilt auch hier wenn Sie nach einer freiwilligen oder nach einer Zwangspause wieder anfangen: eventuell mit kleineren Mengen beginnen und eher zügig steigern, um wieder auf Ihre Ziel-Dosis zu kommen.

Ich hoffe, es hat Ihnen ein bisschen geholfen, geholfen bei einem Problem, das in der Praxis doch recht oft auftritt.

Patienten-Geschichte:

Hier noch ein Beispiel aus meiner Praxis:
Ich kenne Menschen, die schon zweimal so eine Pause hinter sich haben. Eine Dame hat sehr früh mit Victoza begonnen, als es Ozempic noch gar nicht gab.  Sie  hat damit einen sehr guten Erfolg gehabt, Zuckerwerte in Ordnung, 8 Kilo weg.  Sie hat dann mit Victoza aufgehört und hat dann zu Beginn des Winters 2022  festgestellt: ihre Zuckerwerte werden höher, Gewicht steigt an. Sie hat damals wieder mit Victoza begonnen, hat ein paar Tage 0,6 mg  gespritzt und dann auf zügig auf ihre frühere Dosis von 1,8 gesteigert.  Heuer hat sie die Zwangspause erlebt – sie hat ihr Medikament nicht mehr in der Apotheke bekommen. Sie hat sich in dieser Zeit  sehr bemüht, ihr Gewicht zu halten und sie  eben eine der der Tabletten genommen hat, die ein bisschen mithelfen. Sie hat mir jetzt ein Email geschrieben, sie hat Victoza wieder bekommen in der Apotheke. Sie setzt das Sitagliptin, die Tablette, die sie zur Überbrückung hatte, ab  und beginnt wieder mit dem Victoza und wird wieder schauen wie sie es verträgt und einfach die geringste Menge 0,6mg ein paar Tage lang spritzen, so lange bis sie spürt, dass es für sie okay ist. Dann wird sie die Dosis steigern mit dem Ziel recht schnell wieder auf den 1,8 zu sein. Aber das ist meine Patientin, mit der ich in Kontakt bin, die ich immer wieder in der Ordination sehe. Sie hat von mir das OK, dass sie das selbst macht, so wie es für sie am besten funktioniert.
Aber so arbeite ich nicht mit jedem Patienten oder jeder Patientin. Menschen sind verschieden. Manche brauchen einfach mehr Führung, Anleitung, haben vielleicht Angst. Manche haben vielleicht auch einen Diabetes, der ein bisschen verrückt reagiert, der labil ist, der zum Herumzicken neigt, wo ich dann schon lieber nahe begleite und mir die Werte immer wieder anschaue und immer wieder im Einzelgespräch Dosisveränderungen bespreche.

Wenn Sie mit diesen Medikamenten nach einer Pause wieder beginnen: Bitte wenden Sie sich an ihr Diabetesteam! Alles, was ich Ihnen jetzt erzählt habe, dient vor allem dazu, Sie sicherer zu machen und Ihnen Wege zu zeigen, wie es gut funktionieren kann. Ich hoffe, das war zu dem Thema ein bisschen hilfreich.

die Zuckertante Dr. Pusarnig

Die Zuckertante grüßt
und wünscht allzeit gute Werte!

  • Heli Hockauf sagt:

    Habe es aufgegeben Victoza nachzulaufen. Außerdem der HbA1c geht sowieso durch die Decke.

    • Susanne Pusarnig sagt:

      Nun, in Wien ist es immer wieder erhältlich.
      Hohes HbA1c heißt halt, das Sie mehr Therapie brauchen, eventuell auch mehr Insulin.


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